Werkbeschreibung
Im Gegensatz zu Indischgelb auf Stahlblau entspricht diese Arbeit der konvergenten Vorgehensweise bei der malerischen Gestaltung von „Farbfeldern“, aus den Untersuchungen zur dekonstruktiven Farbfeld-Malerei, die Martin Eller in den Jahren 2014 bis 2017 durchführte. Konvergenz bezeichnet hier das dichte nebeneinanderstellen von Farben auf weißer Grundierung, also nicht das Aufsetzen eines zweiten Farbtons auf einen vorbereiteten Farb-Fond. Der ehemalige Naturfarbstoff Indischgelb ist bei dem oben erwähnten Werk beschrieben. Indischrot (auch: Adrianopelrot, Türkischrotfärbung u. a.), die „Komparativfarbe“ zum Indischgelb in der vorliegenden Arbeit, bezeichnet den Farbstoff Alizarin, der aus der Färberpflanze Rubia tinctorum gewonnen wurde, heute ebenfalls durch chemische Ausfällung substituiert. Die Spannung in diesem Wechselspiel der beiden eng miteinander verwandten Farben, die eine doch so unterschiedliche Anmutung haben, ist das Thema auch dieses Dyptichons. „Farbfelder“, die nicht im Sinne des Color Field Painting oder von Barnett Newman etc. aufgefasst sind, sondern ihre Begriffsbezüglichkeit aus der physikalischen Feldtheorie beziehen.
Martin Eller bezieht sich mit seiner Auffassung von Farbfeldern auf die Aussage des Logikers und Philosophen Willard Van Orman Quine: Sein heißt, der Wert einer gebundenen Variable zu sein - "Wenn Quine recht hat, bestehen alle sogenannten Farbräume als Wertverteilung im physikalischen Feld" - sind als solche physikalischen (Vektor-)Felder beschreibbar. Da Malerei sich in den meisten Fällen auf einer euklidischen Fläche abspielt, nennt der Künstler jedes Farbobjekt der Malerei Farbfläche und die Gesamtheit des Bildes den malerischen Phasenraum.
„Komparativfarben“ im Vektorfeld
INDISCHGELB AUF INDISCHROT von Martin Eller
F2017-4, Öl auf Leinwand 2 x 60 x 50 cm