Fernöstliche Fotografin
Dieses Bild gehört in eine Reihe mit Fotografinnen, die in den verschiedensten Situationen wiedergegeben sind. Die Szene zeigt eine junge Touristin auf einder der üblichen Sightseeing-Touren durch Europa. Die Figuren in den Bilden von Martin Eller, die sich mit den Themen Jugend & Kultur befassen, sind als höchstmöglicher Gegensatz zum sein des zwei Generationen älteren Malers gedacht; die Beweggründe junger Leute, hier zudem aus einem anderen Kulturkreis, sind nach seiner Auffassung für Ältere nur ansatzweise vorstellbar. Der „Verdacht“ ist: möglicherweise lassen die Jungen sich bei der Wahl ihrer Interessen heute von modernen technischen Möglichkeiten mehr leiten, als von tatsächlichem kulturellen Interesse. Entsprechend sind die Fotografinnen in den Bildern von Martin Eller häufig mit umfangreicher Kameratechnik ausgestattet. Darin klingt seine Kritik an die Vorgehensweise an: „das Interesse an Landschaften oder Kulturgütern ist an die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten der Bilder-Reproduktion gekoppelt“ – und häufig nicht der wirklich tiefergehenden Betrachtung solcher Gegenstände geschuldet. Es geht nicht um Verstehen, sondern allein um Sehen (und dabei gesehen werden). Ein Teil dessen lässt sich mit jugendlicher Unbekümmertheit erklären: sie tun nur, was andere (Erwachsene) ihnen vorgemacht haben; ein anderer Teil aber ist auf heute erforderlich erscheinende Selbstdarstellungseffekte beim Posten ihrer Fotos in den sozialen Netzwerken zurückzuführen, die dem Künstler fragwürdig sind.
Dieses Bild ist nur vorbereitend in Tempera untermalt, die Deckschichten bestehen aus fein abgesimmten Öllasuren. Die wenigen warmen Tönen im Gesicht und den Händen der jungen Frau, wenige wärmere Farbspuren im nur angedeuteten Hintergrung lassen die Lichtstimmung an einem diesigen Vormittag in einem städtischen Umfeld erahnen.
FERNÖSTLICHE FOTOGRAFIN von Martin Eller, WVZ 1896 aus 2012, Öl auf Leinwand 100 x 80 cm (Ausschnitt)